Was für viele bloß ein Zeitungsartikel in der Mittagspause ist, war für Belal viele Jahre die Realität. Der gebürtige Syrer musste vier Jahre lang den Krieg miterleben und wurde 2014 sogar für anderthalb Monate in einem syrischen Gefängnis festgehalten.Der Grund dafür? Er hatte einem Verwandten über soziale Netzwerke den Hinweis gegeben, dass in dessen Straße Kontrollen durch die Polizei durchgeführt werden und dass er deshalb darauf achten soll, dass er keine Bilder oder Lieder, welche gegen die Regierung gerichtet sind, auf seinem Handy hat. Das Handy kann von den Polizisten nämlich einfach durchsucht werden. Als diese Nachricht einige Monate später bei einer Kontrolle entdeckt wurde, galt Belal als Regierungsgegner und wurde gemeinsam mit über 300 Insassen in einem Raum festgehalten, welcher so klein war, dass sie alle hintereinander gereiht, mit dem Vordermann zwischen den Beinen, im Sitzen schlafen mussten. Und als wäre dies nicht schon demütigend genug, mussten sie dies sogar nackt tun. Schläge waren an der Tagesordnung, wohingegen es an Essen und Trinken fehlte. Nachdem er wieder freigelassen wurde, entschied der heute 23-Jährige sich mit 17 Jahren dafür, für einige Monate in der Türkei zu leben, bis sich die Lage in Syrien beruhigt hat. Sein Plan war es anschließend wieder zu seiner Familie, seinen Freunden und seinem angefangenen Studium zurückzukehren. Was er damals noch nicht ahnen konnte: Der Krieg sollte so bald nicht enden und eine Rückkehr nach Syrien war für ihn aufgrund der bestehenden Militärpflicht nicht denkbar.
Nachdem er bereits
sechs Monate in der Türkei in einem Restaurant gearbeitet hatte, in welchem er nach einer
14-Stunden-Schicht
nachts die Tische zusammenschob, um diese als Schlafplatz zu nutzen, entschied er sich in einer
Nacht-und-Nebel-Aktion mit dem verdienten Geld weiterzureisen. Auf ihn wartete eine Reise mit vielen
Hürden:
Gemeinsam mit ca. 50 weiteren Menschen überquerte er mitten in der Nacht das Mittelmehr mit einem
Schlauchboot, welches von einem mitreisenden Flüchtling gesteuert wurde und nach der Hälfte der Zeit ein
Leck hatte, da es nur für 25 Personen ausgelegt war. Nachdem er aufgrund des Lecks einige Meter nach
Griechenland schwimmend zurücklegen musste, begann ein langer Fußmarsch, welcher ihn durch Mazedonien,
Serbien, Ungarn, die Slowakei, Österreich und schließlich nach Deutschland führte.
Wenn Belal heute davon erzählt, was er auf seiner Reise bei sich hatte, nennt er folgende Dinge: seinen syrischen Pass, sein Handy, sein Abiturzeugnis und sein „Kunstgedächtnis“. Bereits in Syrien entdeckte er sein Talent zu zeichnen und hielt seine Erlebnisse auf Leinwänden fest. Zwar konnte er auf seiner Flucht keinen Zeichenblock bei sich tragen, jedoch prägten sich viele Bilder ein, welche er in den ersten Monaten in Deutschland verarbeitete, indem er sie auf Papier brachte. Einige davon stellte er 2017 in der Uelzener Bücherei aus und bekam viel Zuspruch. Heute hat der junge Künstler sein Hobby zum Beruf gemacht und verkauft personalisierte Bilder. Zurzeit bereitet ihm vor allem die Erstellung von Portraits im Schwarz-Weiß Stil eine große Freude. Jedoch setzt er auch alle anderen Wünsche gerne in die Tat um. Er verschönerte bereits Kinderzimmer, gestaltete die Wände in einigen Lokalitäten Uelzens neu und gab Nachhilfe im Zeichnen. Des Weiteren gab er ehrenamtlich einen Malkurs für Kinder.